Energiebuchhaltung

1. Bedeutung und Ziele


Kontext


Sobald ein Ansatz zur Verbesserung der Energieeffizienz eingeführt wird, ist es notwendig, die Energieeffizienz eines Unternehmens quantifizieren zu können.

Die Energiebuchhaltung ist für Unternehmen, die ihre Energieeffizienz ernsthaft verbessern wollen, das wichtigste Tool. So wird das Unternehmen später in der Lage sein, im Rahmen eines Energieaudits präzise und zuverlässige Daten bereitzustellen.


Kurzfristig erreichbare Ziele
 

  • Sensibilisierung: Kenntnis der Energiekosten und ihres Anteils an den Betriebskosten des Unternehmens
  • Buchhaltungsaspekt: Verteilung der Energiekosten auf die verschiedenen Verbraucher oder Produktionslinien
  • Management: Führung des Betriebs mit einem Bewusstsein für Energieaspekte zur Kontrolle der eigenen Energieeffizienz


Langfristige Ziele
 

  • Charakterisierung der eigenen Energieeffizienz und dies unabhängig von klimatischen Bedingungen
  • Kontrolle der Energieeffizienz in Bezug auf die gesetzten Ziele, Feststellung von Abweichungen und ihre Beseitigung
  • Vornahme eines Vergleichs zwischen den eigenen Gebäuden und Maßnahmen, ggf. in Bezug auf weitere externe Referenzen
  • einfachere Ermittlung der eigenen Energiebilanz durch Kenntnisnahme der Einflussgrößen
  • Überwachung der Wirkung von Projekten zur rationellen Energienutzung (Vorher-Nachher-Vergleich des Verbrauchs)
  • Bestimmung eines Meilensteins für die Durchführung eines Energieaudits und die Einführung eines Energiemanagementsystems

 

2. Meilensteine der Implementierung


Planung
 

  • Erstellung einer Bestandsaufnahme der einzubeziehenden Gebäude
  • Definition der Häufigkeit der Kontrolle: (täglich, wöchentlich oder monatlich) in Abhängigkeit von der Verbrauchsmenge und den verfügbaren Mitteln zur Ablesung


Datenerhebung


Regelmäßige Messung oder Erhebung der Daten mit einer präzisen und konsistenten Methode:

  • Energieverbrauch der verschiedenen Abteilungen
  • Energiebeschaffung
  • etwaiger Weiterverkauf von Energie nach außen
  • Erzeugung erneuerbarer Energie
  • Anpassungsparameter: Klimafaktoren oder Heizgradtage (bei Nichtwohngebäuden)
  • Erzeugung (Wirksamkeit eines produzierenden Unternehmens)


Datenverarbeitung


Eingabe der Daten in eine Tabellenkalkulation oder eine spezielle Software

  • Standardisierung: Die gesammelten Daten werden in unterschiedlicher Form ausgedrückt (Liter Kraftstoff, Tonnen Kraftstoff, Kubikmeter Gas usw.): Es ist wichtig, die gesamte Energiebeschaffung und -abrechnung in Standardenergieeinheiten (z. B. kWh) umzurechnen.
  • Verteilung des Verbrauchs auf die verschiedenen Untereinheiten

Die in dieser Phase gewonnenen Informationen ermöglichen eine buchhalterische Aufschlüsselung des Energieverbrauchs. Für eine effiziente Auswertung können sie jedoch noch nicht genutzt werden: Je nach Aktivitätsgrad des Unternehmens oder den klimatischen Faktoren müssen sie hierfür entsprechend den nachfolgend aufgeführten Erläuterungen „standardisiert“ werden.

 

3. Ergebnisse – Gebäude


Auswertung der Ergebnisse – Verwaltungsgebäude


Die richtige Auswertung der Daten kann viel darüber aussagen, wie Energie genutzt wird. So zahlt sich die investierte Zeit aus.


Standardisierung:


Dieser Vorgang hebt die Auswirkungen von Klimaschwankungen auf, indem die beobachtete Situation in Bezug auf eine Referenzsituation ausgedrückt wird.

In Luxemburg wird diese Korrektur bei der Berechnungsmethode der Energieeffizienzbescheinigung einbezogen. Die entsprechenden Klimakorrekturfaktoren werden jährlich durch Ministerialverordnungen festgelegt.

Für interne Zwecke kann eine alternative Methode auf der Grundlage von Gradtagen verwendet werden, die nicht den Vorschriften zur Energieeffizienz von Gebäuden unterliegt.


Energiesignatur des Gebäudes:


Hierbei handelt es sich um eine Grafik zum beobachteten Energieverbrauch unter Berücksichtigung von Klimaschwankungen (Heizgradtage). Sie basiert auf Beobachtungen mehrerer Heizperioden und ermöglicht es, Abweichungen zu erkennen: Punkte, die vom „Toleranzbereich“ abweichen, können auf ein unangemessenes Heizverhalten hinweisen.


Ausarbeitung eines Energiekatasters für Gebäude:


Der so entwickelte Datensatz ist im Rahmen der Durchführung eines Energieaudits – der ersten Stufe eines Projekts zur Verbesserung der Energieeffizienz des Bestands – eine wichtige Datenquelle.

 

 

 

Energiesignatur eines Nichtwohngebäudes
Verbrauch (kWh/Monat)
Monatliche Werte
Monatliche Heizgradtage
Sommer
Winter
Überkonsum: zu untersuchende Ursachen

 

4. Ergebnisse – Industrie


Auswertung der Ergebnisse – Industrie


Im Industriesektor hängt die Energieeffizienz nur sehr wenig von klimatischen Faktoren oder dem Energieverbrauch von Verwaltungsgebäuden ab. Im Gegenteil: Sie hängt hauptsächlich von Faktoren ab, die mit der Tätigkeit des Unternehmens zusammenhängen: Erzeugte oder verarbeitete Produkte sind die häufigsten Faktoren, denen man in der Industrie begegnet.


Einfache Fälle – einheitliche Produkte


In den einfachsten Fällen ist es üblich, den Verbrauch in Bezug auf den Arbeitsumfang zu beschreiben: Der spezifische Verbrauch (Cs) ist definiert durch das Verhältnis zwischen dem Nettoenergieverbrauch und der physischen Produktion, beispielsweise in kWh pro kg Fertigprodukt.
 

Komplexere Fälle


Die Ermittlung eines einzelnen spezifischen Energieverbrauchswertes ist manchmal nicht sehr repräsentativ für die tatsächliche Effizienz des Unternehmens, da dieser zu einseitig ist. Reale Fälle müssen aus den nachfolgend aufgeführten Gründen mit einer genaueren Methode bewertet werden:

  • Der spezifische Verbrauch jedes Produkts oder jeder Produktgruppe kann sehr unterschiedlich sein. Die Verteilung zwischen den Mengen der verschiedenen Produkte muss berücksichtigt werden.
  • Ein einzelner spezifischer Verbrauchsindikator ist nicht zu ermitteln, wenn die Produkte in unterschiedlichen physikalischen Formen hergestellt werden (Bleche, Stäbe, Fäden, Flüssigkeit, Gas usw.)
  • Der Anteil des Energieverbrauchs von Gebäuden und anderen Betriebsmedien kann erheblich sein und muss manchmal berücksichtigt werden.

Die Lösung besteht darin, aus allen diesen Daten einen gewichteten Energieeffizienzindex (EEI) zu berechnen.

Dann hilft eine grafische Darstellung bei der Diagnose der Energieeffizienz des Unternehmens (siehe unten).
 

Industrie: Darstellung nach Produktionsstufen

 

 

 

Industrie: Darstellung nach Produktionsstufen
Verbrauch (kWh/Monat)
Produktion (Tonnen/Monat)
Überkonsum
Besteht Potenzial?
Referenzverbrauch
Monatliche Werte

Akzeptabler Grenzwert
Bestehen optimale Produktionsstufen?

 

5. Praktische Aspekte


Automatisierung des Betriebs

 

Die Entwicklung eines Messsystems wird oft als „Luxus“ betrachtet, der kurzfristig keinen Nutzen bringt. Die Messtechnik ist teuer, die Umsetzung aufwändig, die Messkampagnen bringen keinen ausreichenden Return on Investment.

Ohne Messung der Energieeffizienz kann es jedoch kein effizientes Energiemanagement geben; ebenso kann ein Energiemanagementsystem (z. B. gemäß dem Standard ISO 50001) ohne verlässliche und repräsentative Messungen der Aktivität nicht funktionieren.

Das Ablesen von Zählern und die Auswertung der Ergebnisse ist zeitaufwändig: In diesem Bereich kann eine Automatisierung Zeit sparen.
 

Intelligente Zähler


Die europäische Gesetzgebung verpflichtet Verteilernetzbetreiber (VNB), intelligente Messsysteme bereitzustellen, die es den Nutzern ermöglichen, ihren Energieverbrauch jederzeit genau zu kennen.


Energiebuchhaltungssoftware


Auf dem Markt steht ein umfassendes Angebot an geeigneter Software und geeigneten Systemen zur Verfügung, sodass jeder Nutzer ein Produkt finden kann, das seinen Bedürfnissen entspricht.


Ablesedienste


Spezialisierte Unternehmen bieten Dienste zur Zählerablesung an, z.B. für die weitere Abrechnung mit Mietern von Gebäuden (Facility Management). Das Aufkommen automatischer Messsysteme senkt die Arbeitskosten und sorgt so dafür, dass diese Dienstleistungen erschwinglich und professionell bleiben.
 

Beispiel: freiwillige Vereinbarung


Luxemburgische Unternehmen mit hohem Energieverbrauch, die sich zur Teilnahme an diesem Programm entschlossen haben, verpflichten sich unter anderem, ihre Fortschritte im Bereich der Energieeffizienz zu überwachen und einen entsprechenden Jahresbericht vorzulegen. Dazu haben sie auf Grundlage ihres spezifischen Verbrauchs Energieeffizienzindizes entwickelt. Dieses Monitoring ermöglicht es ihnen, ihren Fortschritt in Richtung des gesetzten Ziels und die Wirkung der durchgeführten Energieeffizienzmaßnahmen zu überprüfen.

Das vorliegende Dokument dient zu Informations- und Sensibilisierungszwecken. Die enthaltenen Informationen und Werte sind nicht verbindlich und müssen vor jedweder Entscheidung von einem Fachmann überprüft werden. Bei unsachgemäßer Verwendung der Inhalte lehnt Klima-Agence jegliche Verantwortung ab.